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Kroatische Inselwelt per Seekajak 2000

In Hamburg läßt der Sommer auch Mitte Juli weiter auf sich warten und so freuen wir uns für zwei Wochen in den sonnigen Süden aufbrechen zu können. Dieses Jahr wollen wir die kroatische Inselwelt zwischen Rijeka und Zadar befahren. Nach zwei Tagen Anfahrt mit unserem Vereinsbus plus Anhänger können wir endlich die Boote in das klare Adriawasser lassen und für knapp 12 Tage Sonne und Meer genießen. Am Abend vorher haben wir noch eine köstliche Fischplatte in einem netten kleinen Lokal des schönen kleinen Ortes Ozor genossen. Nun steht unsere erste Etappe im salzreichen Wasser des Mittelmeeres an. Der Wind ist uns wohlgesonnen, er kühlt uns und bläst immer leicht von Achtern. Mittags rasten wir an ein paar Felsen und nutzen auch gleich die Gelegenheit zu einem Bad im ungefähr 25 Grad warmen Mittelmeer.

Unser Nachtquartier ist ein riesiger Campingplatz bei Mali Losinij, wir brauchen von dem Mini-Kiesstrand fast eine Viertelstunde bis zur Rezeption. In den folgenden Tagen versuchen wir möglichst in kleinen Buchten zu Zelten, die großen Campingplätze schrecken eher ab. Offiziell ist das wilde Campen in Kroatien zwar verboten, an nicht zugänglichen Buchten haben wir jedoch nie Probleme, wenn wir kein Feuer machen. Auf Privatgrund, und dazu gehören auch einige kleinere Inseln sollte man jedoch nie ohne Einwilligung des Besitzers zelten. Am nächsten Tag frischt der Wind etwas auf und eine leichte Dünung stellt sich ein. So können wir uns langsam einpaddeln, denn der Wind weht immer noch aus Norden. Morgens haben wir noch Proviant für die nächsten zwei bis drei Tage besorgt, da noch nicht klar ist, wann wir wieder eine Gelegenheit zum einkaufen bekommen. So sind wir nur darauf angewiesen, zwischendurch irgendwo etwas Trinkwasser zu bekommen. Denn drei bis vier Liter brauchen wir pro Tag, durch die Sonne dörrt man sonst furchtbar aus. Nachdem uns am Abend auf einer kleinen Insel von den dort ansässigen Mönchen das Nachtquartier verwehrt wird, wir hätten vielleicht doch nicht unsere Frauen vorschicken sollen, suchen wir uns eine kleine Bucht ausserhalb des Ortes auf der kleinen Insel Ilovik. Zunächst einmal müssen wir die Bucht von angeschwemmten Abfall freiräumen, sodaß unsere 6 Boote plus Isomaten Platz finden. Ein Zelt brauchen wir nicht bei der stabilen Wetterlage. Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Schnorcheln und Faulenzen. Nach dem Kochen und Abendessen schauen wir zu wie die Sonne langsam in der Adria versinkt.

Die Nacht ist trocken geblieben, meine Luftmatraze verliert Luft, ich hätte doch lieber die Thermarest-Matte anstatt der Leichtluftmatraze mitnehmen sollen. Vor dem Frühstück nehme ich erst mal ein Bad und schaue ein bisschen den Fischen zu. An das Salzwasser gewöhnt man sich so langsam. Wir vertrödeln den ganzen Vormittag, erst gegen Mittag machen wir uns in den Ort Ilovik auf zum Wasser kaufen. Leider haben wir nicht daran gedacht, daß Mittags wieder alles zu hat, so müssen wir das Wasser teuer in einem Restaurant kaufen. Danach steht die Frage an, ob die knapp 5 Seemeilen zur nächsten Insel gefahrlos hinter sich zu bringen sind. Unsere Damen sind etwas skeptisch und holen noch einen Wetterbericht bei einem Segler ein. Eine Wetterverschlechterung ist nicht angesagt und so können Robert und ich sie überzeugen, eine Überfahrt zu wagen. Die beste Entscheidungsfindung haben wir hier nicht gewählt! Der Wind kommt leicht von Achtern und so schieben uns die Wellen in rund 70 Minuten bis zur Insel Silba. Nach ein bißchen Eingewöhnung kommen wir alle gut mit den Wellen von hinten zurecht. Hier landen wir an einer Bucht die völlig mit getrockneten Seegras bedeckt ist und machen erst mal eine kurze Pause.

Danach gehts im Uhrzeigersinn zum östlichen Hafen des Ortes Silba, der auf jeder Seite der Insel einen Hafen hat. Stefanie und Robert sind so lieb und besorgen uns für die nächsten zwei Nächte 2 Zimmer in einer kleinen Pension. Nach einer Dusche schlemmen wir abends, indem wir uns eine Riesenfischplatte in einem Restaurant leisten. Der Pausentag ist mit ausschlafen, frühstücken in einer kleinen Bar und Inselerkundung ausgefüllt. Auch bleibt viel Zeit zum faulenzen und lesen, das ist Urlaub! Abends kaufen wir noch ein bisschen für die nächsten Tage ein und genießen das gute Essen an frischer Luft in einer Gartenpizzeria.

Am nächsten Morgen klingelt ausnahmsweise mal der Wecker, damit auch unsere LangschläferInnen wach werden. Wir haben heute wieder zwei kleinere Überfahrten vor und wollen zuvor noch etwas Brot einkaufen. Nach einem letzen Frühstück auf unserer Terasse rollern wir unsere Boote zum Hafen an der Westseite Silbas. Wie immer schauen die Fischer interessiert zu wie wir in unsere kleinen aber seetüchtigen Boote steigen. Eine schöne Strecke steht uns bevor vorbei an kleinen Inseln, wo Boot und Hände Schrammen bei dem Versuch bekommen einer einzelnen Damen das nicht aufschiebbare aussteigen zu ermöglichen...

Mittags sind wir schon an der Rückseite der Insel Ist, nun müssen wir nur noch die Insel umrunden, wo wir in einer kleinen Bucht ein Nachtquartier finden. Der nächste Tag beginnt mit Einkaufen und einem Kaffee in dem kleinen Ort Ist, bevor es weiter zur nächsten Insel geht. Wieder wollen wir eine kleine Bucht zum Schlafen suchen. Eine richtige Bucht finden wir nicht, aber am Steinstrand der kleinen Insel Torvanjak vor dem Ort Molat der gleichnamigen Insel bietet uns eine traumhafte Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Faulenzen, lesen und schnorcheln sind unsere Lieblingsbeschäftigung am Pausentag. Robert, Steffanie und ich fahren noch kurz nach Morlat hinüber um für etwas Essen und vor allen Dingen Wasser zu sorgen, auf der kleinen Insel gibt es nämlich kein Süßwasser. Dafür stört nachts ein Hase unsere Nachtruhe, deshalb heißt dann Torvanjak bei uns auch nur noch die Haseninsel.

Langsam stehen nun schon die letzten Paddeletappen vor Zadar an. Die Adria will uns nun auch noch etwas herausfordern: Der Wind hat über nacht gedreht und bläst nun von vorn, heute müssen wir richtig arbeiten, um vorwärts zu kommen. Schnell fällt unsere Gruppe in zwei bis drei Teilgrupen auseinander. Der Wind wird stärker und bläst gegen Mittag mit 4-5 Windstärken (geschätzt), weiße Schaumkappen bilden sich auf dem blauen Wasser. Bei mir kommt zum ersten Mal das schmalere Sturm-/Ersatzpaddel zum Einsatz. Das Paddeln bedeutet nun mehr Arbeit, aber mir macht es Spaß durch die Wellen zu gleiten. außerdem ist es imer noch ziemlich warm, sodaß wir trotz des Windes in der Mittagspause ein schattiges Plätzchen suchen. Noch eine kleine Überfahrt steht uns bevor, bevor wir gegen Abend im netten kleinen Ort Susica auf der Insel Ugljan anlanden, die Leute empfangen uns ganz nett und zeigen uns den Weg zum Campingplatz. Dieser ist ein positives Beispiel der kroatischen Campingkultur: ein kleiner Familienplatz mit einfachster Ausstattung (aber sauber!!!) und viel Atmosphäre. Kochen wollen wir aber heute Abend nicht mehr und so machen wir uns zu Fuß auf den  Weg zum Hauptort Ugljan, wo wir in einem netten kleinenRestaurant mit vielen alten Gegenständen der Fische und Seefahrer (die Kroaten sind eines der größten Seefahrer-Völker) Fisch und Fleisch und Wein zu Gemüte führen. Beschwingt vom Rotwein ist der Rückweg unterm Sternenhimmel ein leichtes für uns. Wir sind allerdings froh das Zelt aufgebaut zu haben, denn später in der Nacht regnet es noch etwas.

Nun ist es schon die letzte Etappe bis Zadar, von wo wir die Fähre zurück nach Mali Losinij nehmen wollen. Dies ist eine unspektakuläre Etappe, es ist allerdings sehr heiß heute, für mich schon an der Grenze, wo es sich noch ganz gut im Boot aushalten läßt. Eine Unterkunft nahe dem Hafen finden wir nicht, wir müssen noch einmal die Bucht entlang, wo sich eine kleiner Campingplatz, oder soll ich besser sagen ein Straflager(?), befindet. Der kleine Platz ist mit Natodraht in alle 4 Richtungen einschließlich der Wasserseite umzäunt und der Campingplatzwart spielt sich auf wie ein Oberfeldwebel. Nur mit Mühe kann ich ein paar bissige Bemerkungen unterdrücken, es ist ja nur für eine Nacht. In der Frühe müssen wir sowieso um 4:00 Uhr raus, da die Fähre schon sehr früh fährt. Die Nacht war nicht sehr erholsam ein paar Mücken haben den Weg ins Zelt gefunden und uns arg zu schaffen gemacht. Unsere Damen, die draußen geschlafen haen waren noch schlimmer dran. Noch durch die Dunkelheit gleiten wir über das spiegelglatte Wasser zum Hafen, wor wir ziemlich weit hinten auf der linken Seite auch eine Möglichkeit zum Aussetzen finden. Die Leute schauen ein wenig verdutzt als wir unsere Boote auf due Fähre rollern, ein ziemlich alter Kahn, der zwar mal neu gestrichen wurde, aber bei schlechtem Wetter mir nicht so als das Wahre erscheint. Doch heute scheint wieder die Sonne und wir können die letzten Tage im Zeitraffer an uns vorbeiziehen lassen. Miuttags sind wir schon in Mali Losinij, der Wind ist ganz eingeschlafen, als wir unsere Boote wieder zu Wasser lassen, um zu dem Campingplatz in Zalic nördlich von Mali zu fahren. Es ist fast unerträglich heiß heute. Abends kochen Astrid und Christine ein vorzügliches Risotto und wir trinken noch ein wenig Wein bevor wir nach dem langen Tag müde in unsere Schlafsäcke kriechen.

Einen letzten Paddeltag zurück nach Osor haben wir nun noch vor uns. Beim Einsetzen ist der kleine Strand am Campingplatz schon so voll, daß wir Mühe haben, die Boote zu Wasser zu lassen, ohne jemanden weh zu tun. Es mangelt wieder an Wind uns so entschließen wir uns gegen Mittag erstmal eine lange Rast zu machen, die auch wieder zum Schnorcheln genutzt wird. viele kleine und größere bunte Fische lassen sich entdecken und verfolgen. Auch der Wind ist plötzlich wieder da und so macht die letzte Strecke noch richtig Spass. Ein Kentertraining am Campingplatz in Osor und das Testen der Schwimmwesten runden den Tag ab. Ein wunderschöner Paddelurlaub im warmen Adriawasser liegt nun hinter uns. Es bleibt uns nur noch diesen mit einem tollen Fischessen am Abend abzurunden, bevor es am nächsten Morgen wieder 1400 km nach Norden in Richtung Hamburg geht.



Tourenkarte
tourenkarte
Karte: (c) OpenStreetMap (and) contributors, CC-BY-SA, www.openstreetmap.org


Allgemeine Informationen (Adressen, Hotel-, Campingplatzverzeichnis) gibt es z.B. unter Mir wurde bei meinen Anfragen per email auch relativ schnell geantwortet (innerhalb einer Woche).

Karten

Gute Karten gibt's von Freytag & Berndt im Maßstab 1 : 100 000, sie ersetzen keine Seekarten, enthalten aber auch nautische Informationen und Höhenlinien:

Seekarten gibt es sowohl vom Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH, www.bsh.de) als auch vom kroatischen Pendant und sind beide brauchbar. Die Ausschnitte sind leicht unterschiedlich, sodaß sich je nach Fahrtstrecke die eine oder andere Version anbietet. Für eine reine Fahrt entlang der Inseln mögen die obigen topographischen Karten mit nautischen Informationen ausreichen, sind längere Überfahrten zwischen den Inseln geplant, ist es jedoch auf jeden Fall anzuraten, die Seekarte mitzunehmen, ein Kompass an Bord ist natürlich Vorraussetzung.

Bootswahl

Seetüchtige Boote mit entsprechend Auftrieb, also z.B. ein abgeschotettes Seekajak oder ein Faltboot mit Kenterschläuchen und festsitzender Spritzdecke sind Vorraussetzung für die Tour. Aufgrund der spitzen Felsen, die Schrammen in jedes Boot machen, ist etwas Reparaturmaterial mitzunehmen. Oder man nimmt direkt ein PE-Boot. Am Besten nimmt man pro Boot einen Bootswagen mit, um auf Campingplätzen oder auf dem Weg zur Fähre ohne größere Mühe das Boot transportieren zu können.

Anreise

Wir haben die Anreise per Auto gewählt, da es schwer möglich ist  Boote samt Eigner einigermaßen komfortabel nach Kroatien zu bringen. Für Faltbootfahrer mag die Anreise per Zug oder Flugzeug/Bus einer Alternative sein. Wir fuhren von Hamburg immer Richtung Süden über Salzburg und die Tauernautobahn nach Slowenien und dann über Ljubiljana nach Kroatien. Ab Slowenien wird die Fahrt sehr viel langsamer, die Küstenstraßen Istriens und erst recht die Inselstraße in Crest lassen die Reisegeschwindigkeit stark sinken. Wir haben zwei Tage für die Anreise und auch für die Heimreise gebraucht, mit  jeweils einer Übernachtung in Österreich.

Unterkunft

Es sind vielfältige Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden. Die Campingplätze sind bis auf einige wohltuende Ausnahmen riesig und immer Sommer oft brechend voll. Auf den Inseln sind aber auch Privatzimmer zubekommen (Bootswagen mitnehmen), wr durften zu sechst all unsere Boote 2 Nächte im Garten lagern. Hotels gib es ebenfalls. Oft sind wir jedoch auf eine der Buchten ausgewichen, die, wenn sie erstmal vom angeschwemmten Müll bereinigt waren, eine traumhafte Unterkunft dargestellt haben. Wenn etwas Wind weht und somit keine Mücken da sind kann man herrlich unter freiem Himmel schlafen. Offiziell ist dies zwar verboten, wenn man jedoch auf offenes feuer verzichtet und seinen Abfall auch wirklich mitnimmt, ist es meist kein Problem abseits von Ortschaften. Auf Privatgrund sollte man jedoch immer (!) vorher fragen. Trinkwasser ist dann entsprechend vorher mitzuschleppen.

Sprache

Mit Englisch und Deutsch kommt man eigentlich gut durch, es gebietet jedoch die Höflichkeit gegenüber den Gastgebern, so finde ich,  zumindest ein paar Worte kroatisch zu lernen.


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