Bericht über eine Seekajaktour im
Sognefjord
im Juli 1999 mit Astrid und Jan
22.Juli 1999, Autofahrt Töcksfors - Laerdal
Nach 4 Tagen Paddeln in Dalsland soll es nun in die norwegische Fjordlandschaft gehen, wo eine neue Herausforderung auf uns wartet. Wir (Astrid, Jan und ich) verabschieden uns von Marlene und Friedrich mit denen wir die Tage in Schweden verbracht haben uns machen uns auf die lange Autofahrt an den Sognefjord.Wir können noch trocken einpacken, aber schon kurz nachdem wir losgefahren sind, fängt es an zu gießen. aber was kann uns das im Moment schon anhaben, wir sitzen trocken in unserem Auto und mit Hannes Wader's "Heute hier, morgen dort" geht es immer weiter Richtung Norden. Hinter Oslo wird die Landschaft immer eindrucksvoller, unser Golf trägt uns und unsere Boote tapfer jede Steigung hinauf. Die E16, die bis auf über 1000 m hinauf führt eröffnet uns immer wieder tolle Ausblicke. Kurz vor Laerdal besuchen wir noch eine der eindrucksvollsten Stabkirchen in Borgund. Es ist schon zu bewundern, wie dieses Gebäude rein aus Holz zusammengehalten wird. Nun ist es nur noch ein Katzensprung bis Laerdalsöyri, dem Ausgangspunkt unsere Seekajaktour durch einige Arme des Sognefjord. Unsere erste Anlaufstelle ist die Touristinformation, zum einen um uns mit einigen Karten einzudecken, zum anderen, um ein paar Wetterinformationen zu bekommen. Die nette, junge Norwegerin ist sehr hilfsbereit und ruft den Kapitän der Autofähre an, um unseren Wünschen nach Infos über vorherrschenden Winde entgegenzukommen. Danach geht's ab auf den Campingplatz, wir bauen die Zelte auf und kochen erstmal etwas zu Essen. Ein Rundgang durch das Dorf mit den niedlichen Holzhäusern und ein Bier lassen den langen Tag ausklingen.
23.Juli 1999, Laerdalsöyri - Frönningen
Heute soll's nun richtig losgehen. Jan ist schon füh aus dem
Schlafsack aus dem Schlafsack gekrochen und räumt in seinen Sachen
'rum. Schließlich sitzen wir alle am 'Frühstückstisch'
und versuchen uns vorzustellen, was uns erwartet. Danach heißt es
Boote fertig packen, und um 11:00 Uhr rollern wir unsere Kajaks auf dem
Bootswagen zum kleinen Strand hinunter. Nach einem bißchen
Gymnastik
schieben wir die Kajaks ins Wasser und gleiten langsam den Fjord
entlang.
Steil fallen die Berghänge zum Wasser ab, als die Autofähre
von
Laerdalsöyri nach Gudvangen vorbeifährt, überholen uns
lange,
hohe Wellen, die aber keine Probleme machen. Langsamgewöhne ich
mich
wieder an den gleichmäßigen Rhythmus des Paddelns. Mittags,
am Ausgang des Laerdalsfjord, suchen wir eine Möglichkeit zum
Anlanden.
Schließlich finden wir eine Möglichkeit unweit eines alten
Anlegers
bei Revsness. Wir ziehen die Boote ein Stück auf die
muschelbewachsenen
Felsen. Leichter Nieselregen setzt ein, aber unsere Sandwiches und der
warme Tee und Kaffee stärken uns gut.Nachdem wir nun wieder
Kräfte
gesammelt haben, geht's weiter auf dem Hauptarm des Sognefjord, im
Hintergrund
sind immer wieder schneebedeckte Berge zu sehen. In
einer kleinen Pause auf dem Fjord ist es ganz still, nur der Wasserfall
und ein Vogel sind zu hören. Andächtig lauschen wir, die
sonst
in der Großstadt immer mit Geräuschen zugedeckt werden.
Langsam
nähern wir uns Fönningen mit seinem tollen, alten Gutshaus.
Als
Anlegemöglichkeit bietet sich ein Anleger an, bei dem
unabhängig
von der Tide ganz gut aus dem Wasser kommt. Leider gibt es hier weit
und
breit keinen Platz abseits der Häuser, wo man Zelten könnte.
So fragen wir ein Norwegisches Ehepaar, das hier in einem Ferienhaus
wohnt,
ob wir in ihrem großen Garten ein Zelt aufstellen können.
Der
Hausherr antwortet uns: We live here, you can also live here. Ein
großer
Beweis der norwegischen Gastfreundschaft, der uns eine Bleibe für
die kommende Nacht beschert. Wir hieven die Boote aus dem Wasser und
bauen
Zelte und Tarp auf, bevor der Regen wieder einsetzt. Aber beim Kochen
unter'm
Tarp können wir immerhin noch den Ausblick auf den Fjord
genießen.
Danach möchte Astrid noch einen Blick um den Berg herum
genießen
und so machen wir uns auf den Weg den Berg hinauf. Es tut gut sich
nachdem
ganzen Sitzen die Beine zu vertreten. Aber den Blick um die Ecke
können
wir trotzdem nicht genießen, da der Weg im ZickZack den Berg
hochgeht,
aber nicht bis zur Ecke vorstößt. Einen schönen Blick
auf
den Fjord Richtung Westen können wir aber trotzdem genießen.
Wieder unten genehmigen wir uns noch eine 'Linie' und zufrieden und
müde
kriechen wir in unsere Schlafsäcke.
24.Juli 1999, Frönningen - Stokkahammeren
Heute morgen regnet es mal wieder. Trotzdem schaffen wir es irgendwann aus dem Schlafsack zu kriechen. Für mich ist es in diesem Urlaub eine ganz neue Erfahrung mal fast immer als letzter aufzustehen, wo ich sonst eher zu den ersten gehöre. Nach dem Frühstück werden die Zelte abgebaut, da höre ich Jan fluchen: Beim Ausschütteln ist eine Zeltstange gebrochen, so ist erstmal eine kleine Reparatur mit einer kleinen Reparaturhülse angesagt.Schließlich ist alles in den Booten verpackt und wir rollern unsere Boote zum Anleger hinunter. Heute morgen ist hier mehr los, einer kleiner Laden zieht Leute aus der Umgebung an, die per Auto oder Boot hierherkommen. So haben wir ein paar Zuschauer, als wir unsere Boote ins Wasser wuchten und uns wieder auf die Reise machen. Noch ist ruhig, doch als wir um die Ecke Richtung Aurlandsfjord paddeln, sorgt der auffrischende Wind für Wellen und verlangt einiges an Konzentration.Bei Breidsnes wollen wir zur Mittagspause anlegen. Das Aussteigen ist hier nicht ganz leicht, parallel zu den Felsen müssen wir anlegen. Ich achte nicht darauf, das gerade die bereits erwähnte Autofähre vorbeigefahren ist, und gerade als ich mich zum Aussteigen fertig machen will, erfassen mich die Wellen und schieben mich auf die Felsen, während das dann ablaufende Wasser mich wieder runterziehen will. nur durch eine beherzte Paddelstütze falle ich nicht ins Wasser. Noch ein zwei Wellen und dann habe ich die Situation unter Kontrolle. Nun ist, nachdem Jan und Astrid auch gut aus ihren Booten gekommen sind, erstmal eine Stärkung angesagt. Währenddessen kommen die ersten beiden Pddler vorbei, die wir hier in der Gegen sehen. Ausser den Fähren haben wir den Fjord ganz für uns alleine. Immer öfter säumen Wasserfalle unseren Weg. Nachdem wir am Eingang des Näröyfjords vorbeigefahren sind, passiert mir schon wieder ein Mißgeschick, plötzlich kann ich nicht mehr steuern, ein Schekel ist aufgegangen, mit Hilfe von Astrid und Jan kann ich jedoch die Sache wider richten, nur gut,, das es nicht zu wellig war zur Zeit. Nach kurzer Beratschlagung fahren wir auf die andere Fjordseite in Richtung Stokkarhammeren, kein richtiger Ort, nur eine Weide mit einem Schafstall und einem Kiesstrand. Mit wieder auffrischenden Wind landen wir an. Im Windschutz des Schafstalls bauen wir unsere Zelte auf. Der Aufbau des Tarp ist bei dem Wetter besonders schwierig. Astrid zieht sich nochmal ihren Neoprenanzug an, um die Temperatur des Fjordes zu testen. Das Wasser ist saukalt. Als es wieder ein wenig anfängt zu regnen, beginnen wir mit der Zubereitung unserer warmen Abendmahlzeit. Nach einem Verdauungsspaziergang, mit dem wir uns etwas aufwärmen, es ist nämlich bei dem wolkenverhangenen Himmel empfindlich kalt geworden, sorgt wieder eine 'Linie' für einen warmen Ausklang des Abends.
25.7.1999, Stokkahammeren - Flam
Wir haben bisher wirklich nicht gerade Glück mit dem Wetter, die ganze Nacht hindurch hat es geregnet. Nachdem Frühstücken, beim Einpacken hört es ein wenig auf. So kommen wir trocken ins Boot. Morgens geht's bei mir wie immer etwas langsamer los, ich brauche erst ein wenig. bis ich in den Rhythmus gekommen bin. Auf der rechten Seite des Fjordesliegt Undredal malerisch am Fuße des gleichnamigen Undredalen. Als wir die Ecke Richtung Aurland passieren, kommt uns plötzlich ein kräftiger Wind entgegen. Schnell werden die Wellen höher und alle Kraft und Konzentration gilt nun den neuen Bedingungen. Nur Jan findet noch Zeit ein paar Fotos zu machen. Immer wieder kltscht der Bug von einer Welle in die nächste. An einer Landzunge vor Flam mit einem schöne strand zum Anlanden machen wir eine Mittagspause. Nach einer Kräftigung mit Sandwich und Tee/Kaffee erkunden wir unsere nähere Umgebung. Währenddessen kommt ein russisches Kreuzfahrtschiff vorbei, in Flam liegt fast jeden Tag ein neues Kreutzzfahrtschiff an. Das letzte Stück gegen den Wind ist nun auch noch zu schaffen. Als wir in Flam anlanden, macht sich gerade ein norwegisches Pärchen fertig zum losfahren, mit dem Wind im Rücken werden sie gut vorwärts kommen. Wir sind froh, daß wir unsere Bootswagen mithaben, da es rund 700 m bis zum Campingplatz sind. Wir haben heute abend nichts mehr zum Kochen und die Geschäfte sind auch alle zu, so müssen wir in der Touri-Cafeteria etwas essen, kein billiges und kein kulinarisches Vergnügen. Wenigstens bekommen wir am Campingplatzkiosk noch eine Tüte Chips. Morgen wollen wir wie alle anderen mit der berühmten Flambahn das Tal hinauffahren.
26.Juli 1999, Flam
Wir stehen heute bei strahlendem Sonnenschein auf. Nichts als blauer Himmel weit und breit. Nach dem Frühstück versucht Jan unsere beiden Zeltnachbarinnen, auch aus Hamburg, für den VfL zu werben. Wir steigen natürlich nicht als einzige in die berühmte Flam-Bahn um das Bergtal hinaufzufahren. Auch die Passagiere eines neu angekommenen Kreuzfahrtschiffes steigen mit ein. Aber die Aussichten auf der Fahrt den Berg hinauf sind wirklich sehr eindrucksvoll. An einem Wasserfall hält der Zug und wir werden Zeuge eines Schauspiels: Die Huldra, dargestellt von drei jungen Norwegerinnen, eine Berggeistin versucht die Männer mit ihrem schönen Gesang in den Berg zu locken. Dann geht's weiter zur Bergstation, wo wir auf die Hauptlinie Bergen-Oslo treffen. Eine gute Stunde nehmen wir uns Zeit, um die Aussicht zu genießen. Danach geht's mit dem nächsten Zug wieder in Richtung Flam, wo wir erstmal unsere Vorräte im Supermarkt auffüllen. Heute Abend soll es Fisch geben. Auf dem Campingplatz treffe ich alte Paddelkollegen aus meinem Bremer Paddelverein, bevor ich nach Hamburg umgezogen bin. Aber hier in Flam ist auch schon ziemlich viel los, das ist ein Kontrast zu den letzten Tagen. Der obligatorische Abendspaziergang läßt den Tag ausklingen.
27.Juli 1999, Flam - Schiff - Dyrdal - Kajak - Gudvangen
Nach dem stürmischen Wetter auf dem Weg nach Flam, haben wir uns entschieden, ein Stück mit der Fähre zu fahren. Nach Auskunft der Touristinfo sollte es eine herkömmliche Fähre sein. Nun steht eine der schnellen Katamaranfähren vor uns. Wie sollen wir hier unsere Boote aufladen. Die Seeleute haben ganz schön zu arbeiten, um die Kajaks vorne auf's Vorderdeck zu hieven.Wieder erfreut uns heute strahlender Sonnenschein, anscheinend ist der Wetterumschwang ein dauerhafter. Schnell geht es mit der Katamaranfähre über den Aurlandsfjord, vorbei an unserem Lagerplatz in Stokkarhammeren. In Dyrdal sind wir die einzigen die aussteigen, wieder müssen die Boote müsam über die Reling gewuchtet werden. Nach einer kleinen Mittagspause schieben wir endlich wieder unseere Boote ins Wasser. Es ist eine ganz andere Stimmung mit der strahlenden Sonne im Näröyfjord, aber man darf sich nicht täuschen lassen, das Wasser des Fjordes ist eiskalt, keine 10 Grad, nach einer halben Minute muß ich die Hände aus dem Wasser nehmen, weil sie beginnen zu schmerzen. Ein Wasserfall reiht sich an den nächsten. In Gudvangen müssen wir die Boote mühsam über einen Steg aus dem Wasser hieven. Hier zahlt es sich aus, das wir alle einen Bootswagen dabei haben, denn der Campingplatz liegt 1,5 km landeinwärts.
28.Juli 1999, Gudvangen - Schiff - Kaupanger - Kajak - Laerdalsöyri
Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker, wir wollen die erste Autofähre bis Kaupanger nehmen, um dann den Rest bis Laerdalsöyri wieder mit dem Kajak zurückzulegen. Wir sind am Fähranleger viel zu früh, so bleibt uns noch Zeit, in Ruhe zu fühstücken. Um 8:00 Uhr legt die Fähre schließlich ab und wieder ist es eine schöne Fahrt mit einer ganz anderen Perspektive als im Kajak. Wir sehen eine Menge Seehunde und auch ein paar Tümmler tauchen neben dem Schiff auf. Im Schatten ist es heute morgen noch ganz schön kalt. In Kaupanger rollen wir unsere Boote von der Fähre und suchen einen Einsetzplatz. Beim Bootsmuseum finden wir einen Steg von dem wir unsere Boote ins Wasser lassen können. Nach einer Brotzeit steigen wir dann auch unter der Beobachtung von rund 20 Museumsbesuchern dann auch wieder in unsere Boote und verleben noch einen schönen Tag im Boot. Astrid und Jan sind recht schnell heute, ich lasse die beiden vorfahren, weil ich nicht permanent am Anschlag fahren will. Immer wieder lassen sich Seehunde vor uns sehen, schauen kurz in die Runde und tauchen dann wieder ab. Nun steht uns noch die Fjordüberquerung bevor, kurz vor Laerdal machen wir noch einmal unsere Pause und gemeinsam fahren wir wieder an den Strand. Astrid schmeißt sich nochmal in voller Montur in den Fjord, ich gehe nach dem Zeltaufbau nochmal ins Wasser, viel wärmer als 12,13 Grad ist es allerdings nicht. Dann ist faulenzen angesagt, und wir kochen noch ein köstliches Mahl. Zum Ausklang setzen wir uns Abends noch an den Fjord und wir lesen uns weiter aus Tom Sharpes "Klecks,..." vor. Schöne Paddeltage liegen hinter uns, der Sognefjord ist die weite Reise wert.
29.-31.Juli 1999, Laerdalsöyri - Schweden-Hamburg
Nun stehen uns zwei Tage Heimreise bevor, auf der wir allerdings noch ein wenig die Fjordlandschaft genießen können. Traumhaft ist die Bergstraße von Laerdalsöyri nach Aurland, die über einen 1300 m hohen Paß führt. Wir stehen früh auf und frühstücken auf halber Höhe mit einem traumhaften Blick auf das 100 km entfernten Jotunheimen. Nach Aurland hinunter erleben wir einen neuen Blick auf den Fjord, auf dem wir vor wenigen Tagen noch gepaddelt sind. Von Aurland fahren wir dann weiter in Richtung Süden. Jan und ich gehen noch 2-3 Stunden wandern während Astrid sich an einem Wasserfall niederläßt.Schön ist es, über das Fjäll zu wandern, sich ein bißchen zu unterhalten und die Gedanken schweifen zu lassen. Hier kann man schön von Hütte zu Hütte wandern. Wir müssen allerdings bald kehrt machen, da wir heute noch ein Stück in Richtung Schweden zurücklegen wollen. Noch zwei weitere Tage fahrt stehen uns bis nach Hamburg bevor und das Buch, aus dem wir den ganzen Urlaub vorgelesen haben, bekommen wir gerade an der Autobahnausfahrt Hamburg zuende. Zwei Wochen wunderschöner Urlaub gehen zu Ende und machen schon wieder Lust auf mehr im nächsten Jahr.