Freitag, 1.9.2006, Airport Halifax
Es ist 5 Uhr nachmittags, endlich bin ich in Halifax Airport, Nova Scotia angekommen. Die Anreise war nicht gerade erholsam. Nach 30 Stunden ohne Schlaf bin ich ziemlich kaputt. Ich baue mein Fahrrad zusammen und begebe mich zur Touristinformation um ein Hotel in der Nähe zu suchen. Bis nach Halifax in die Stadt sind es 40 km zu fahren und das ist mir zu weit. Die nette Dame besorgt mir ein Zimmer im Airporthotel (Hilton Garden Inn). Dort angekommen, packe ich meine Fahrradtaschen aufs Zimmer, esse noch etwas und sinke dann müde in mein Bett. Morgen geht es endlich los.
Sonnabend, 2.9.2006, Airport Halifax - Hubbards
Gut ausgeruht wache ich um 7:00 Uhr auf und nach einem sehr guten Frühstück mit Ei, Pancakes etc. bin ich schon um 8:15 Uhr auf dem Fahrrad. Zunächst einmal muss ich nach Halifax 'rein, um etwas zu Essen zu kaufen und weiter an die Küste zu kommen. Da auf allen Karten nur der Highway verzeichnet ist, hatte ich schon in Hamburg mir eine Vergrößerung einer topografischen Karte aus dem Internet geladen um ohne großen Highway nach Halifax zu kommen. Wenn man vom Airport kommt und vom Hilton Garden Hotel Richtung Süden fährt, geht kurz bevor man den Highway überquert ein Pipeline Versorgungsweg links ab. Dieser hat die ersten Kilometer Moutainbike Weg Charakter, wird dann aber besser und man geht dem großen Verkehr aus dem Weg. So fahre ich ohne allzu großen Stress über Bedford nach Halifax herein. Leider bekomme ich in keinem Laden eine Kartusche für meinen Gaskocher (die in Europa handelsüblichen Primus Kartuschen). So nehme ich wenigstens eine Dose Brennpaste mit als Notersatz. Diese Entscheidung hat allerdings noch weitreichende Konsequenzen auf meine Reisekasse, so gehe ich nämlich fast immer Essen. In Halifax verfahre ich mich nur einmal kurz und so bin ich bald auf dem Highway 333 nach Peggy's Cove. Bei Golda's Kaffee genehmige ich mir einen Becher Kaffee und ein gutes Stück Kuchen. Und weiter geht es nach Peggy's Cove, ein ehemaliges lauschiges Fischerdorf mit einem malerischen Leuchtturm, heute eine Touristenattraktion, die aber ein wenig Charme bewahrt hat.
Trotz der Touristen ist es nett hier, nach einer ausgiebigen Rast fahre ich weiter, der schönen Küstenstraße entlang. In Indian Harbour ist ein schöner Campingplatz, den ich jedoch aufgrund der Tatsache, das es noch früher Nachmittag ist, links liegen lasse. Ich entschied mich noch zum nächsten Campingplatz in Hubbards weiter zu fahren. An der Kreuzung, an der ich links auf den Highway 3 einbiege befindet sich ein Einkaufszentrum, in einem kleinen Bioladen decke ich mich noch mit Obst und Gemüse ein. Der Campingplatz in Hubbards nach weiteren 23 km ist jedoch eher ein Schock, alle außer mit sind mit riesigen Campingwagen oder Wohnmobilen da. In der Nacht bekomme ich kaum Schlaf, da es ziemlich laut ist. Ich hätte doch in Indian Harbour übernachten sollen.
Sonntag, 3.9.2006 Haubbards - Lunenburg
Nach einer unruhigen Nacht, auch Kanadier können ganz schön laut sein wenn sie feiern, kann ich um viertel nach 7 nicht mehr schlafen. Zunächst versuche ich erstmal mit meinem Brennpastentopf mir einen Tee zu kochen. Zum Kochen bekomme ich das Wasser damit nicht, es wird jedoch so warm, dass ich einen Tee damit aufgießen kann. Schon um 9 Uhr bin ich wieder auf dem Highway 3 in Richtung Lunenberg, ein Ort der nicht zufällig eine Namensähnlichkeit mit Lüneburg aufzuweisen hat. Hierher wurden die deutschen Auswanderer von Halifax aus vertrieben. Doch zunächst erreiche ich Chester einem netten, am heutigen Sonntag morgen noch sehr verschlafenen Ort. Ich biege in dem Ort ab, um mich ein wenig umzusehen und bleibe in 'Juliens Coffee' hängen, indem ich mich erstmal mit einem Teller mit Pancakes und einem großen Becher Kaffee stärke. Weiter an der Küste geht es immer munter bergauf, bergab. Vor Mahone Bay biege ich links auf eine kleine Straße ab nach Oakland. So kommt man vom gegenüberliegenden Ufer nach Mahone Bay herein und hat einen schönen Blick über den Ort. Mahone Bay ist Anziehungpunkt für viele heute, fast alle Geschäfte haben geöffnet. Mich zieht es weiter nach Lunenburg, das nach ein paar kleinen Hügeln erreicht ist. Der Campingplatz ist ausgerechnet auf dem höchsten Hügel der Stadt, auch hier wieder hauptsächlich Wohnmobile. Ich baue mein Zelt auf und genieße eine Dusche bevor ich mich in den Ort, der zum Kulturerbe der UNESCO gehört, begebe. Die vielen schönen , alten Holzhäuser sind wirklich sehenswert, sie leuchten in vielen Farben. Wirklich sehenswert ist das Fischereimuseum: Nancy selbst mit einem Fischer verheiratet schildert uns anschaulich wie früher die Schoner zu den Great Banks gefahren sind und die Dories ausgesetzt haben, aus denen die Fischer mit einer Langleine Kabeljau (Cod) gefischt haben. Ich stelle mir diese kleine Boote bei über 1 m hohen Wellen draußen weit weg von allem Land vor. Da die Sonne noch scheint, sitze ich hinterher noch gemütlich bei einem Hummersandwich und einem Bier auf dem Deck am Fischereimuseeum. Später wieder am Zelt treffe ich auf Thomas und Hella aus Bielefeld, die mit einem Van das Land bereisen und sitze noch gemütlich klönend mit dem beiden vorm Zelt, nur die Mücken stören etwas. Ein schöner Tag geht zu ende.
Montag, 4.9.2006, Lunenberg - Port Mouton
Wieder ziemlich früh krieche ich aus meinen Schlafsack und schaffe es gerade noch mein Zelt abzubauen, bevor es anfängt zu regnen. Frühstücken kann ich unter einem Unterstand am Sanitärgebäude. Hinter Lunenberg bekomme ich direkt die erste kräftige Dusche. der Atlantic Canada Backroad Atlas leistet mir gute Dienste, denn so kann ich eine Abkürzung zur Fähre über den Sund nach LaHave nehmen. Als ich dort ankomme, steht die Fähre auf meiner Seite und ob des Regens muss ich noch nicht einmal etwas zahlen für die Überfahrt. Auf der anderen Seite angekommen steuere ich erstmal die Bäckerei in LaHave an. Hier betreiben mehrere Frauen ein Bäckerei mit einem kleinen Café. Das passt mir bei diesem Mistwetter recht gut und so leiste ich mir erstmal ein zweites Frühstück mit einem heißen Kaffee. Kurz bevor ich wieder losfahren will kommt ein lustiges Pärchen an, ein Mitfünfziger auf einem Liegerad mit einer jungen Frau auf einem normalen Rad. Bruce ist mit seiner Tochter unterwegs, sie fahren in die entgegengesetzte Richtung. So bleibe ich noch ein wenig länger und wir tauschen Tipps für die nächsten Tage aus. Schließlich geht es aber doch wieder hinaus in den Regen. Langsam weiche ich richtig durch. Zeit Liverpool zu erreichen, dort angekommen wird es etwas trockener. Als ich am Lighthouse bin, kommt sogar die Sonne raus und ich kann meinen nassen Sachen etwas trocknen, während ich dem Lighthouse einen Besuch abstatte. Toll ist das Nebelhorn, das mit einem Blasebalg betrieben wird und einen dollen Krach macht. Etwas trockengelegt entscheide ich mich noch bis Port Mouton weiter zu fahren, dort gibt es ein Hostel. In Port Mouton bittet mich Jeff, der Hostel-Wart, direkt mit meinem Fahrrad ins Haus, gibt mir ein großes Zimmer und weist mir den Weg zum Trockenraum. Nach einer heißen Dusche fühle ich mich wieder gut. Neben mir wohnen noch drei junge deutsche Mädels im Hostel. Da wir keine Lust zum Kochen haben, fährt Jeff mit uns zum örtlichen Seafood Restaurant um etwas zu Essen zu holen. Mit einem Harry Potter Film (Teil 2) klingt der Tag aus.
Dienstag, 5.9.2006, Port Mouton - Shelburne
Heute morgen stehe ich etwas später auf hat, um hierher zu kommen und zu versuchen, ein neues Leben anzufangen. In Port Mouton schlägt er sich als die letzten Tage und sitze noch ein wenig mit Jeff beim Frühstück und höre zu , wie er seinen gut bezahlten Job im AKW geschmissen zur Zeit mit Gelegenheitsjobs durch und wohnt kostenlos im Hostel, dafür das er die Gäste betreut. Das Wetter ist heute besser als den gestrigen Tag und es geht hauptsächlich durch die endlosen Wälder entlang der 103. Nach 23 km biege ich ab auf die 3 in Richtung Küste um den Schlenker über Lockeport zu fahren. In dem kleinen, verschlafenen, ehemaligen Fischerhafen ohne allzu viel Charme mache ich Mittagsrast. Ein Sandwich und ein Kaffee stärken mich wieder und lassen mich die weiteren Kilometer bis Shelburne gut ertragen. Shelburne ist ein kleines Städtchen mit wunderschön erhaltenen Holzhäuschen und einen Stopp wert. Da der Campingplatz schon zu ist, suche ich mir ein B&B in einem der schönen Holzhäuser. Der Cooper Inn hat sehr stilvoll eingerichtete Zimmer mit allem Komfort, ist allerdings auch nicht ganz billig. Ich gönne mir das Doppelzimmer und nach einer Dusche mache ich mich auf den Rest des Städtchens zu erkunden. In einem dieser Häuser werden seit mehr als 100 Jahren Dories gebaut, die kleinen Ruderboote, mit denen von den großen Schonern bis Mitte des letzten Jahrhunderts der Kabeljau gefangen wurde. Hier gab es einen Dory-Bauer der vor bis ins hohe Alter von 96 Jahren über 75 Jahre lang insgesamt 10000 dieser Boote gebaut hat. Ein gutes Essen im Pub an der Waterfront und ein Bier lassen den Tag gemütlich ausklingen.
Mittwoch, 6.9. Shelburne-Yarmouth
Nach einem super Frühstück im Cooper Inn mit reich dekorierten Pan Cakes mach ich mich trotz des schlechten Wetters gut gelaunt auf den Weg nach Westen. Zunächst einmal wähle ich den Highway 103, der heute nicht allzu befahren ist. Der Wind ist mir günstig gesonnen und so komme ich gut voran. Leider fängt es schon bald wieder kräftig an zu regnen. Barrington empfängt mich mit einem weiteren Wolkenbruch und so reicht es zu nicht mehr als einem Foto von der ehemaligem Mühle und dem Lighthouse. Aufgrund der Nässe habe ich keine Lust länger anzuhalten und fahre weiter, nach 1 1/2 - 2 Stunden bin ich völlig durchnässt und das Mittagessen fällt am Straßenrand mir Bounty, Snickers und Apfel auch etwas mager aus. Der Abstecher nach Clark'sHabour fällt aufgrund des schlechten Wetters aus und ich entschließe mich nach Yarmouth weiter zu fahren. Die Küstenstraße biete heute auch keine schönen Ausblicke. Eigentlich wollte ich nach Cape Sable Island, aber bei dem Wetter ist mir jeder Umweg zu viel. Um 13:00 Uhr habe ich schon fast 70 km geschafft. Das Mittagessen fällt heute auch aus, ich esse auf dem Fahrrad eine 'Stulle' und ein paar Möhren. Die letzten 30 km lege ich auf dem Highway 3 zurück, die Einfahrt nach Yarmouth ist nicht besonders schön, am Flughafen entlang. Für mich steht fest, dass ich heute wieder eine feste Unterkunft brauche. So komme ich im Backpackers unter, Kathy empfängt mich herzlich . Nach einer Dusche und nachdem ich meine nassen Klamotten aufgehängt habe geht es mir schon wieder viel besser. Yarmouth hat nicht viel zu bieten, aber ein Abendessen in Rudder's Brewery mit Haddock und einem selbst gebrautem Bier gibt mir wieder Kraft und lassen den Tag noch gemütlich ausklingen.
Donnerstag, 7.9. Yarmouth - Churchpoint
Heute morgen fällt mein Frühstück mit Toast, Jogurt und einer Banane etwas magerer aus, als die letzten Tage. Als ich mich von Kathy verabschiede, um mich auf den Weg nach Norden auf zumachen, ist es noch ziemlich nebelig. Mein Weg führt immer den Highway Nummer 1 entlang, der aber nicht so befahren ist, weil ein paar km nach Osten der große Highway 101 ebenfalls nach Norden führt. In Port Maitland komme ich an einem so genannten Family Restaurant vorbei, hier mache ich erstmal eine zweite Frühstückspause. Der Besitzer fragt mich sofort woher ich denn komme und als ich erzähle, dass ich aus Deutschland komme, erzählt er mir ein bisschen von seiner Armeezeit in Munster und Frankfurt, insgesamt 4 Jahre waren es. Er serviert mir zwei riesige Pancakes, die ich beim besten Willen nicht auf bekomme. Auf dem Fahrrad tue ich mich noch etwas schwer, wahrscheinlich stecken mir die knapp 110 km von gestern noch etwas in den Knochen. Die Strecke ist aber eigentlich recht schön, bei Cape St.Mary mache ich noch einen kleinen Abstecher zum Leuchtturm und Fischerhafen. Schon von weitem kann ich das Nebelhorn hören. Wenn man direkt neben dem Leuchtturm steht, muss man sich fast die Ohren zuhalten, so laut ist es. Von der Fischerei ist in Nova Scotia eigentlich nur noch die Lobster (Hummer) und Scallop (Jakobsmuschel) Fischerei übrig geblieben. Bald bin ich zurück auf der 1, ein Dorf löst das andere ab, aber Geschäfte gibt es wenige. Um nach Digby weiter zu fahren bin ich heute zu müde, so bleibe ich in Churchpoint auf dem Camping Belle Baie Parc, obwohl hier ziemlich tote Hose ist. So Muss ich heute Abend wirklich noch auf meinem Notkocher Nudeln warm machen. Churchpoint biete zwar keine Kneipen, Geschäfte, aber dafür einen relativ großen Campus mit einer Universität, die einen eigenen Leuchtturm auf ihrem Gelände hat. Dies ist wohl der Traum aller Eltern einer Universitätsstadt, hier kann man wirklich nur studieren.
Freitag, 8.9. Churchpoint - Digby
Nach eine zu kurzen Nacht mache ich mühsam mit meiner Brennpaste Wasser warm für einen Tee. Immer noch habe ich keine Gaskartusche für meinen Kocher gefunden. Auch habe ich nur noch einen Rest altes Brot und so fällt des Frühstück etwas kärglich aus. Dann schwinge ich mich auf mein Rad und fahre weiter gen Norden, es sind ja nur knapp 50 km bis Digby, das ist ja gut zu schaffen. Nach rund 6 km knallt es an meinem Hinterrad und ich werde aprupt gestoppt. Was ist denn nun passiert? Ein Blick auf den Hinterbau offenbart das Problem: Das Anlötteil, an dem auf der Zahnkranzseite der Gepäckträger befestigt ist, ist abgebrochen. Mist. Ich weiß, was ich zu tun habe, mir ist das gleiche auf der anderen Seite vor 9 Jahren schon einmal in Island passiert. Glücklicherweise hat der Hinterbau eine zweite Öse. also Gepäck ab und den Träger eine Öse versetzen auf beiden Seiten. Kaum habe ich angefangen, kommt aus einem Haus 100m weiter eine Frau heraus und fragt, ob sie etwas für mich tun könnte. Die Menschen sind wirklich sehr freundlich und hilfsbereit hier. Ich danke ihr und mache mich weiter an meinem Fahrrad zu schaffen. Am Meisten stören die Mücken dabei, die mich fast auffressen. Nach 20 Minuten bin ich fertig und sitze wieder auf dem Rad. Am Savary Sanctual Parc mache ich eine kleine Rast, der Park ist nichts besonderes, bietet aber nette Picknickplätze mit Blick aufs Meer und der Halbinsel Digby Neck. Hinter Weymouth raste ich wieder in einem Family Restaurant und esse Pan Cakes (Pfannkuchen). Das gibt wieder Kraft für die restlichen Kilometer nach Digby. Hinter Weymouth mündet der Highway 1 in den Highway 101, der aber glücklicherweise nicht so befahren ist heute. In Digby finde ich endlich eine Kartusche für meinen Kocher ,der Ort hat einen relativ großen Fischereihafen, von hier aus werden Scallops (Jakobsmuscheln) gefangen, die ich mir am Abend auch in einem der Restaurants genehmige, zusammen mit einem schönen Glas Bier.
Sonnabend, 9.9. Digby - Midleton
Schon um 9:00 sitze ich heute morgen auf dem Fahrrad, doch bevor es weiter auf der 101 und der 1 geht, kaufe ich in einem Supermarkt ein. An der Kasse klopft mir ein Mann auf die Schulter und fragt mich, ob das bepackte Fahrrad draußen meines wäre. Ich bejahe und er erklärt mir# das ihm der Fahrradladen gehört, der nächste wäre dann 170 Kilometer weiter. Wir plaudern noch ein bisschen während wir zahlen und dann geht es los. Es geht munter hoch und runter bis Annapolis Royal, irgendwie bin ich ganz schön müde in den Beinen heute morgen. Dafür ist das Wetter heute morgen nicht schlecht. In Annapolis Royal ist Markt heute morgen,ein Mann macht Musik am Klavier und singt dazu und alle Leute sind gut gestimmt. Ich kauf mir ein Stück Kuchen und setze mich auf eine Bank und schaue dem fröhlichen Treiben zu. Annapolis ist eine richtig nette kleine Stadt an diesem sonnigen Sonnabend Morgen. Ich kann die Stadt natürlich nicht verlassen, ohne das Fort Anne zu besuchen, eine Befestigungsanlage aus der Zeit als die Briten hier herrschten. Weiter fahre ich dann auf der kleinen 201, die Landschaft ist hier nun weniger maritim und mehr ländlich. Es geht weiter munter auf und ab. Ab Bridgewater wechsele ich auf die 1, die wesentlich flacher verläuft. Hier mache ich an der örtlichen Tankstelle noch einmal ein Pause mit einem Sandwich, bevor es weiter nach Midleton geht. Mein linkes Knie fängt an zu schmerzen, aber die restlichen Kilometer schaffe ich noch ganz gut. Auf dem Campingplatz sind wieder hauptsächlich riesige Wohnwagen zu finden, mein Zelt ist das einzige. Ansonsten ist Midleton ein rechtes Kaff, aber ein Restaurant indem ich etwas essen kann finde ich dennoch.
Sonntag, 10.9. Midleton - Windsor
Die Nacht hat es ganz schön gegossen und auch heute morgen gibt es Nieselregen zum Frühstück. Trotzdem sitze ich schon um 9:00 Uhr auf dem Rad. Zunächst geht es wieder ein bisschen die 1 entlang, dann biege ich links auf die Pleasant Road und dann auf die Brooklyn Road ab, die mir Bruce empfohlen hatte. Letztere führt schön ruhig durch das östliche Annapolis Valley. Da es so trübe ist, mache ich mir auf dieser Neben strecke ein wenig Musik aus dem MP3-Player an, Runrig, eine Band aus Schottland, deren Musik aber gut zur hiesigen Landschaft passt. Nur eine kurze Pause mit einem Apfel und ein Stück Schokolade gönne ich mir bei dem Wetter und warte bis ich einen Tim Horton finde. So komme ich nach Minas, ein Chicken Wrap, ein Boston Cream Donut und heißer Kaffee tuen gut. Ich komme mit einem älteren Mann ins Gespräch, der wie so viele hier während seiner Armeezeit in Europa war. Er erzählt mir, dass sein Vater auf einem Soldatenfriedhof in Süddeutschland liegt und er da auch nochmal hin will. Ein Freund von ihm stößt zu uns, der spricht sogar ein Paar Brocken Deutsch und so wird es eine lange Mittagspause. Erst um halb 3 sitze ich wieder auf dem Rad. Bei Avonport muss ich auf die 1 um den Fluß zu überqueren. Danach lasse ich mich vom Gefühl leiten und fahre eine Nebenstrecke, leider ist die Brücke, über die ich wieder auf die 1 kommen sollte abgerissen. Da ich keine Lust habe zurück zu fahren, geht es die Böschung hinab, über die 4spurige 101 und auf der anderen Seite wieder hoch. Mit leichtem Rückenwind gelange ich nach Windsor, wo ich mir ein Bed&Breakfast suche, da es hier keinen Campingplatz gibt. Nach eine Dusche fühle ich mich wieder wohl und mache mich auf zum Pub auf ein Bier und etwas gutes zu Essen.
Montag, 11.9. Windsor - Halifax
Der Vorteil an einem Bed&Breakfast ist ja wirklich das gute Frühstück. Nach einem kleinen Schwätzchen mit dem Inhaber des Meander Inn mache ich mich auf den Weg zurück nach Halifax. Zunächst verläuft die Straße nur hügelig, dann geht es richtig bergauf (immer noch die 1). Die Landschaft ist so, wie man sich Kanada vorstellt, Wälder mit Seen unterbrochen. hinter Shubanacadie mache ich an einer Tankstelle wieder Rast und trinke einen Kaffee und esse ein paar Donuts. Danach geht es eher bergab in Richtung Halifax und der Verkehr nimmt zu. ab Sackville wird es immer schlimmer, aber es gibt auch keine richtige Alternative. Plötzlich finde ich mich auf dem Motorway wieder und komme gar nichtmehr so schnell herunter. Schließlich warte ich bis der Motorway über die nächste Querstraße geht und trage mein Fahrrad die Böschung hinunter. Die 7 nach Dartmouth ist ein Albtraum, dafür ist es dann schon spannend mit dem Fahrrad über die hohe MacDonald Bridge zu fahren, der Fahrradweg ist nur durch Gitter vom Wasser 50 m tiefer getrennt. Obwohl mir nicht leicht schwindelig wird, vermeide ich es, senkrecht nach unten zu schauen. In Halifax miete ich mich im Youth Hostel ein und fange an, die Stadt zu erkunden. Außerdem miete ich mir ein Auto ab Freitag, da ich nun auch noch den östlichen Teil Nova Scotias erkunden möchte.
Ausrüstung
Anreise
2006 fliegt Condor direkt von Frankfurt nach Halifax. Mit dem Fahrrad erschien mir dies die beste Anreiseform. Allerdings stellt sich Condor inzwischen ziemlich an beim Fahrradtransport und meine seit 10 Jahren erfolgreich erprobte Verpackung mit zwei Isomatten wurde nicht akzeptiert. Condor ließ auch nicht mit sich verhandeln, ich musste für 30 EUR bei der Gepäckaufbewahrung einen Fahrradkarton erstehen. Die Aufbewahrung in Halifax kostete nochmal rund 9 EUR pro Woche. Man sollte auf alle Fälle genügend Zeit einplanen, wenn man mit dem Zug nach Frankfurt fährt, 4 Stunden vor Abflug ist nicht zu wenig, wenn man das Fahrrad noch verpacken muss und nicht in Hektik verfallen will. Ich würde das nächste Mal eher mit einer anderen Fluggesellschaft fliegen, wobei man auch nicht weiß, ob die toleranter sind.
Unterkunft
Es gibt eine ganze Reihe Campingplätze in Nova Scotia. Man zahlt in der Regel immer für einen Platz , alleine fahren ist also eher teuer. Der Standard ist bei den meisten Campingplätzen eher bescheiden, da die meisten mit großen Campern durch die Gegend fahren und diese Plätze alle einen Abwasseranschluß haben. Dadurch ist die Qualität der Sanitäranlagen im Vergleich mit Europa eher bescheiden, häufig fehlten sogar Abwaschbecken. Viele staatliche Campgrounds schließen nach dem 4.September (Bankholiday).
Sehr gut sind die meisten Bed&Breakfast, allerdings auch mit 60-100 EUR relativ teuer. Da es wenig Einzelzimmer gibt, zahlt man auch hier als Einzelreisender darauf. Allerdings gibt es in der Regel ein sehr gutes Frühstück. Hostels gibt es nur 5 in Nova Scotia, nett sind die Hostels in Pictou, in Cape Breton und in Port Mouton und Yarmouth auf der Lighthouse Route. Das Hostel in Halifax ist zwar eine einigermaßen preiswerte Unterkunft, aber groß und voll mit allen Nachteilen, die daraus resultieren.
Verkehrsmittel
Man kann gut mit dem Fahrrad unterwegs sein, obwohl es kaum spezielle Fahrradwege gibt. Die meisten Autofahrer überholen in großem Abstand (in Halifax mit Einschränkungen auf großen Straßen). Es gibt Abschnitte auf einer stillgelegten Bahntrasse, insbesondere im Bereich der Lighthouse Route, die man als Radfahrer nutzen kann, sie sind allerdings nicht auf den normalen Karten vermerkt. Bei Pannen kann man immer Hilfe erwarten, als ich meinen Gepäckträger aufgrund des Bruchs eines Anlötteils versetzen musste, kam nach 5 Minuten jemand aus dem nächsten Haus und fragte, ob er mir helfen könnte. Die Menschen sind durchweg freundlich und hilfsbereit.
Kartenmaterial
Die Wahl der Karte fällt nicht schwer, da es praktisch nur einen guten Atlas gibt, der nicht als topografische Karte vorliegt: